Der Mensch wird zum Menschen durch den Menschen Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger Elefanten versuchen nicht, Giraffen oder Schwalben zu werden, Radieschen versuchen nicht, rote Beete zu werden. Aber wir versuchen zu sein, was wir nicht sind. Wir gehen auf Zehenspitzen, um nur ja nirgendwo anzustoßen, und werden schließlich ärgerlich auf unsere Zehen, wenn sie uns weh tun. Bruno-Paul De Roeck, Gestalttherapeut Gestalttherapie geht davon aus, dass innere offene Gestalten unser gegenwärtiges Leben prägen. Offene Gestalten sind z. B. unerfüllt Bedürfnisse, ungelöste innere Konflikte, unerlaubte Gefühle oder nicht verarbeitete Erlebnisse. Das bedeutet, wir nehmen unser Leben quasi durch eine Brille nicht abgeschlossener Dinge wahr, die noch erledigt werden wollen. Der Organismus ist ständig bemüht, diese Gestalten zu schließen, um das Leben als sinnvolles Ganzes erleben zu können, oder sie zurückzudrängen, um nicht ständig im Schmerz leben zu müssen. Beides kostet uns viel Energie. In der Gestalttherapie widmen wir uns den offenen Gestalten, indem wir sie im Hier und Jetzt erlebbar machen. Alte Wunden können heilen, wir gewinnen Energie zurück und wir legen die alte Brille ab und können die Welt mit anderen Augen sehen. Bonner Centrum für Analytische Gestalttherapie Die Gestalttherapie führt auf eine sehr lebendige Weise zu einer tiefen, mitfühlenden Begegnung mit uns selbst und anderen. Ziel von Gestalttherapie ist es, tiefe Verletzungen zu heilen und unseren Mut zur Eigenart und individuellen Kreativität zu unterstützen. Mithilfe einer kontinuierlichen Schulung des Gewahrseins, zielt Gestalttherapie darauf ab, Bewusstseinserfahrungen zu vermitteln, die sowohl die Wahrnehmung der Welt als auch von sich selbst erweitern und in eine neue innere Freiheit führen. Die wesentliche Aufforderung der Gestalttherapie liegt darin, sich auf einen Prozess der Selbsterkenntnis einzulassen. Gestalttherapie fördert die Vielseitigkeit von und in Menschen. Sie arbeitet erfahrungsorientiert, existenziell und experimentell – in der Gestalttherapie steht das eigene unmittelbare Erleben im Zentrum des Heilungsprozesses. Analytische Gestalttherapie arbeitet im respektvollen vorurteilsfreien Raum und verzichtet weitgehend auf drängende Konfrontationen oder vorgegebene Deutungen. Unsere Erfahrung zeigt, dass eine akzeptierende und unterstützende Atmosphäre die Bearbeitung eigener tiefer Gefühle und Ängste fördert und optimal begleiten kann. Als wissenschaftliches Psychotherapieverfahren wurzelt die Analytische Gestalttherapie in der Psychoanalyse. Sie geht jedoch gleichzeitig weit darüber hinaus und ist stark beeinflusst von den phänomenologischen und existenziellen Philosophien des 20. Jahrhunderts sowie gestaltpsychologischen Erkenntnissen und humanistisch-psychologischen Strömungen. Analytische Gestalttherapie ist beeinflusst von der Psychoanalyse: alte Erfahrungen – insbesondere der frühen Kindheit – wirken sich im aktuellen Verhalten aus der Existenzphilosophie: Leben im Hier und Jetzt Martin Bubers „Philosophie der Begegnung“: dialogisches Prinzip der Phänomenologie: Arbeit am jeweiligen Phänomen, das sich im Vordergrund zeigt der Humanistischen Psychologie: positive Konzepte von Wachstum, die über die Überwindung von Defiziten hinaus gehen und die Überzeugung von der schöpferischen Kraft des Einzelnen und der Gestaltpsychologie: wahrnehmungspsychologische Gesetze und Wirklichkeitskonstruktion. Fritz und Lore Perls ist es gelungen, diese Strömungen in einem ganzheitlichen psychotherapeutischen Konzept zu vereinen. Erweitert wurde die Gestalttherapie durch die Arbeit von Stuart Alpert und Naomi Bressette-Alpert (HFI), USA, um dann vom Team des Analytischen Gestaltinstituts, Bonn, nach Deutschland gebracht zu werden. Alle diese Ansätze verbindet die tiefe Überzeugung, dass Veränderung und inneres Wachstum möglich sind. Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling Sprichwort Das heißt, dass all unsere Umtriebigkeit, all das, was wir tun, um zu verhindern, dass das Leiden in die obere Bewusstseinsschicht dringt, das Leiden nur vermehrt und auf die Spitze treibt. Wirklich ein Teufelskreis. Man muss da heraus, diesen Kreis sprengen. Dazu steigt man am besten kurz wieder in den Keller hinab. Ja, es stimmt, dort lagern diese Leidenskomplexe, aber wenn wir es gelernt haben, tief zu schauen, gibt es dort auch, und das haben wir vergessen, all die positiven Samenkörner, die ebenfalls auf die Gelegenheiten warten, in Erscheinung zu treten. Sie werden uns helfen. Thich Naht Hanh Psychisches Leiden entsteht, wenn wir uns von uns selbst entfremdet und von anderen als getrennt erleben, wenn wir uns unverbunden, unverstanden und einsam fühlen, wenn das tägliche Leben uns überfordert oder wenn eine innere Enge uns lähmt. Heilung kann stattfinden, wenn wir uns als Teil eines größeren Ganzen zugehörig und eingebunden fühlen, wenn verdrängte Teile unserer Persönlichkeit integriert werden können und wir mit allem da sein dürfen, was uns bedrängt und beschäftigt und wenn wir unser Dasein als sinnvoll erfahren. Analytische Gestalttherapie versteht festgefahrene und automatisierte Lebensspuren aus einer ganzheitlichen Perspektive als kreativen Anpassungsversuch eines Organismus an die Bedingungen seiner Umwelt. In diesem Sinne gehen wir davon aus, dass psychische Auffälligkeiten nicht mit Begriffen von Krankheit, Verrücktheit oder Normalität versteh- oder erklärbar sind, sondern nur im Gesamtzusammenhang mit der individuellen Geschichte begreiflich werden. Viele Probleme, Krisen, Ängste und schwierige Alltagssituationen sind nachvollziehbar, wenn die dahinter liegenden Ursachen sichtbar werden. Analytische Gestalttherapie dringt bis zur Entstehungsgeschichte eines Verhaltensmusters oder Symptoms vor und hilft so, gegenwärtige Reaktionen besser zu verstehen und Herausforderungen des Lebens auf neue Weise zu bewältigen. Aus der Perspektive der Analytischen Gestalttherapie verbirgt sich in einem Symptom eine verdeckte Botschaft, deren Bedeutung wir schrittweise gemeinsam mit dem Klienten erforschen und erschließen. Mit den tiefenpsychologischen und analytischen Psychotherapien teilen wir die Überzeugung, dass die Schutzfunktionen des Überlebens (Abwehrmechanismen) den Klienten über Jahre hinweg von inneren notwendigen (Wachstums- und Veränderungs-) Prozessen abschirmen können. Alte und ursprünglich bedeutsame Bewältigungsstrategien werden dann zu Hindernissen für den Betroffenen. Im Kontakt mit dem/der Gestalttherapeuten/in werden frühere Verletzungen, Gefühle und Verluste behutsam offenbart und (wieder) erlebt. Damit wird Analytische Gestalttherapie zu einer Reise zum eigenen Selbst, in der persönliche und individuelle Heilungsprozesse behutsam begleitet werden. Diese bewusste Reise in der Absicht, Verwandlung zu erfahren, wird häufig als etwas Besonderes erlebt. Tiefe – auch schmerzhafte – Gefühle werden integriert, Konflikte aufgelöst und die eigene Sinnhaftigkeit wird spürbar. Gebundene Energien werden freigesetzt und es entstehen Räume für Entschleunigung, Humor, Stille, Lachen, seelische Entspannung und Lebensfreude. Der Klient erlebt, dass in seinem authentischen Ausdruck eine Lebendigkeit liegt, die nicht nur einfaches Überleben meint, sondern die das aktive, eigenverantwortliche und sinnvolle Gestalten des eigenen Lebens ermöglicht. Er gewinnt seine emotionale Fülle zurück. Basis unserer Arbeit ist ein positives Menschenbild, in dem wir die Stärken und Kompetenzen des Einzelnen würdigen und unterstützen.